Noch bevor Egon Vaupel als Gastgeber seine Gäste offiziell begrüßte, leitete der Chor der MLS unter Jürgen Förster mit „Schedrik“ den Neujahrsempfang ein. Das temperamentvolle Chorwerk in ukrainischer Sprache bedeutet übersetzt „Schwälbchen“ und ist ein traditionelles Sternsingerlied, mit dem die Kinder im Januar in den Dörfern unterwegs waren.
Der Chor brillierte mit gestochen scharfen Einsätzen im Sopran und Alt und vermochte es auf Anhieb, die ca. 1100 Gäste in seinen Bann zu ziehen. Frau Griesel begrüßte die Zuschauer im Namen des Chores und wünschte nach der Ansage der Stücke viel Vergnügen. Bei „Can’t buy me love“ von den Beatles war der Chor von der allerersten Aufregung befreit und sang besonders im Refrain sehr harmonisch, was einige Zuschauer Lippen und Stimme mitbewegen ließ. Die Jazzballade „When I fall in love“ von Kirby Shaw forderte Carmen Nega als erste Solistin des Abends in den Vordergrund. Das Lampenfieber streckte sichtlich seine Finger nach ihr aus, doch Carmen parierte mit Coolness und brachte ihre schöne Stimme zum Strahlen.
Sandra Cimiotti brachte in ihrem Dirigat dynamische Variationen und saubere Einsatze nach Generalpausen gekonnt unter einen Hut. Der Höhepunkt des Auftrittes war das „Zigeunerleben“ von Robert Schumann, dessen scheinbar ‘leichter’ Chorsatz schon vielen Chorgemeinschaften strapazierte Nerven beschert haben wird! Die Klavierbegleitung verlangt vom Begleiter nicht wenig Virtuosität, große Sprünge in schnellem Tempo im piano gehalten, erfordern sehr geübte Hände. Die für Schumanns Zeit typischen Temposchwankungen machen einen permanenten Kontakt zum Dirigenten erforderlich, damit Chor und Klavier zusammenbleiben. Frederik Wiese übernahm die Aufgabe unerschrocken und bewies als Begleiter erneut sein sowohl virtuoses wie musikalisches Talent. Frederik hielt unbeirrt den Kontakt zu Herrn Förster, der mit seiner Präsenz alle Beteiligten durch das bewegte Stück zu einem glanzvollen Höhepunkt führte. Das wohlbekannte „Zigeunerleben“ hielt auch für die Solisten aus allen Stimmen ein anspruchsvolles Päckchen bereit: Marie Drengenberg im Sopran, Milena Nega im Alt, Juchan Hong, Rayan Minasian, Konstantin Zapf und Niklas von Nieding im Tenor und Philipp De Mooy im Bass konnten erste Erfahrungen als Solisten in einem großen Chorwerk machen.
Was für den MLS-Chor als Auftaktkonzert in einer Reihe folgender Auftritte geplant war, erwies sich als Glücksgriff für die Programmgestaltung des Neujahrsempfanges. Die Zuschauer zeigten sich beeindruckt vom Klang der über 110 Stimmen und lobten den gelungenen Auftritt. Nach der Neujahrsansprache des Oberbürgermeisters startete die Bigband der MLS durch. Innerhalb einer rekordverdächtigen 3-minütigen Umbaupause ging das Ensemble auf und begann mit einem temporeichen Swingstück. Stefan Koch, wie üblich in schwarzem Anzug und roten Turnschuhen, dirigierte diesmal vom Pult des Baritonsaxophonisten aus seine Truppe, die mit ruhiger Routine eine gewohnt großartige Vorstellung gab. Solisten waren am Alt-Saxophon Jakob Binder und Sebastian Palacios und an der Posaune Leonhard Müller. Trotz einiger kurzfristiger Ausfälle in der Besetzung hielt Koch sein Ensemble auf hohem Niveau spielfähig. Spielfreude und ein Sound, der von harmonisch-weich bis satt-strahlend reicht, sind die Markenzeichen der Band, deren gute Laune bisher noch jedes Mal auf die Zuschauer übergesprungen ist!
Beide Ensembles sind auf der Bühne der Stadthalle wieder zu sehen am 5. und 6. März, wenn es heißt: Zwei Tage Schulkonzerte der Martin-Luther-Schule.
Betina Griesel