MLS-Schüler jubeln in Istanbul

Schüleraustausch der MLS mit dem französischen Gymnasium St. Benoît in Istanbul

Ganz Istanbul jubelte und feierte am 5.5.2013, als der Istanbuler Fußballclub Galataseray vorzeitig seine insgesamt 19. Meisterschaft holte. 13 Schülerinnen und Schüler der E-Phase der MLS waren dabei, jubelten mit, manche sogar live beim Meisterschaftsspiel im Stadion. Was für ein Erlebnis!

Die Gelegenheit dazu ergab sich aus dem Schüleraustausch mit der französischen Schule St Benoît/Istanbul, der sich im Schuljahr 2012/13 zum dritten Mal jährt. Dem Besuch der türkischen Schüler im Dezember 2012 folgte nun vom 2.5.-8.5.2013 der Gegenbesuch der Deutschen in Istanbul.

Aber nicht nur die Fröhlichkeit der Siegesfeiern beeindruckte die deutschen Jugendlichen während ihres Aufenthalts, sondern auch die Stadt Istanbul selbst, das pulsierende Leben dort, die schönen Sehenswürdigkeiten und ganz besonders die außergewöhnliche Gastfreundschaft der türkischen Partner und der Gast-Familien.

Aber der Reihe nach: Die MLS-Schüler kannten also ihre türkischen Partner schon durch die erste Phase des Schüler-Austauschs und deren Besuch in Marburg im Dezember, wo neben gemeinsamen Besichtigungen auch an einem gemeinsamen Märchenprojekt gearbeitet wurde. So war die Wiedersehensfreude bei der Ankunft auf dem Istanbuler Flughafen bei allen groß und die deutschen Schüler waren gespannt, nun auch die Familien und das Zuhause der Partner kennenzulernen.

Am nächsten Tag, als die deutschen Jugendlichen mit ihren türkischen Partnern zur Schule kamen, wurden erste Unterschiede zum hiesigen Leben und zum beschaulichen Marburg deutlich. Der größte Teil der Schüler hatte extrem lange Anfahrtswege hinter sich und war teilweise mit der Fähre, mit der Metro oder mit den schuleigenen Servicebussen angereist. In der 13 Millionenstadt Istanbul, die durch den Bosporus in einen asiatischen und einen europäischen Teil getrennt ist, sind die Anfahrtswege natürlich extrem lang, die Straßen sind weitgehend verstopft und es dauert häufig mehr als eine Stunde bis die Schule St Benoît erreicht wird.

Am ersten Tag gab es in der Schule eine herzliche Begrüßungsfeier mit süßen und salzigen türkischen Spezialitäten. Der Schulleiter, Herr Pierre Gentric, machte in seiner Begrüßungsrede deutlich, wie wichtig es sei, dass sich die türkischen und deutschen Jugendlichen nicht nur treffen, sondern auch gemeinsam an einem Projekt arbeiten und sich durch interkulturelle Teamarbeit näher kommen können. Ihm gefiel das gemeinsame, schon in Marburg anlässlich des Grimm-Jahres begonnene Märchenprojekt, das die eigene Kreation von interkulturellen Märchen zum Ziel hat, ganz besonders gut. Sowohl der Schulleiter als auch die beiden Lehrerinnen Yasemin Çit und Birgit Netzer, die den Aufenthalt in Istanbul hervorragend organisiert hatten, stellten bei dem als Gastgeschenk überreichten Bild der Martin-Luther-Schule fest, dass es durchaus Parallelen in der Architektur zwischen den Schulen gebe: Beide Schulen zeichnen sich durch ihre äußeres Erscheinungsbild als historische Bauwerke aus und ähneln sich in der Form.

Anschließend wurde die Schule besichtigt. Beim Rundgang wurden dann aber auch Unterschiede zur MLS deutlich: Das Lycée St.Benoît wurde 1783 von Benediktinern gegründet, befindet sich heutzutage in staatlicher türkischer Trägerschaft und wird privat durch das Schulgeld der Eltern finanziert. Die türkischen Schüler werden nach ihren Noten ausgewählt und müssen ein Vorbereitungs-Jahr absolvieren, in dem sie mehr als 20 Stunden sowohl Sprach- als auch naturwissenschaftlichen Unterricht auf Französisch haben. Danach dauert es drei Jahre bis zur Hochschulreife, wobei der größte Teil des naturwissenschaftlichen Unterrichts weiterhin auf Französisch erfolgt.

Während des Schüler-Austauschs sprechen die Jugendlichen untereinander entweder Französisch oder Englisch bzw. auch ein bisschen Deutsch, denn einige Türken lernen im ersten Jahr Deutsch als dritte Fremdsprache.

Beim Schul-Rundgang erregte sowohl die technische Ausstattung der Schule – Computer und Beamer in jedem Klassenzimmer, mehrere moderne Computerräume – als auch ein mit Palmen und Blumen dekorierter Schulhof für die Abschluss-Klassen oder die gut ausgestattete und architektonisch gelungene große Bibliothek Neid bei den deutschen Jugendlichen und der begleitenden Lehrerin Frau Vestweber. Die Tatsache hingegen, dass die Schülerinnen und Schüler in St.Benoît Schuluniformen tragen müssen, begeisterte die deutschen Schülerinnen und Schüler eher nicht und sie Fall froh zu sein, dass sie selbst während der Hospitationen im Unterricht nicht die strengen schulischen Kleiderregeln befolgen mussten.

Neben dem gemeinsamen Unterricht und der gemeinsamen Projekt-Arbeit, die in Istanbul darin bestand, Kalender-Blätter für einen deutsch-türkischen Märchenkalender zu gestalten, gab es während des Austauschs natürlich auch zusätzlich zu den Ausflügen mit den Gasteltern am Wochenende ein ausführliches gemeinsames Kulturprogramm.

Am Freitag stand als erstes die Besichtigung des Dolmabahçe-Palasts auf dem Programm und am Dienstag und Mittwoch der Besuch der Hagia Sophia, der Sultan Ahmed-Moschee und der Rustem Pasha-Moschee. Dabei wurden durch die sehr interessanten Führungen der betreuenden Lehrerinnen viele historische Details zur byzantinischen und osmanischen Vergangenheit Istanbuls vermittelt und es gab viel Schönes im Innern der Bauwerke und von außen zu entdecken.

Aber was wäre ein Istanbul-Besuch ohne eine Fahrt auf dem Bosporus? Es ist schon etwas Besonderes, per Schiff sowohl am asiatischen als auch am europäischen Ufer entlangfahren zu können. Während die Meerenge zwischen Asien und Europa von Schiffen nur so wimmelt, kann man am Ufer eine Vielzahl von Luxushotels und Reichendomizilen bewundern. Weiter vom Ufer entfernt geben allerdings die zu erkennenden Hochhaussiedlungen auch einen Eindruck davon, wie viele Menschen in Istanbul leben und wie schwierig es ist, Wohnraum für alle zu schaffen.

 

Wie handelt man auf einem Basar? Diese Frage tauchte zwischendurch immer wieder auf, bevor die deutschen Schüler dann am Dienstag und Mittwoch die beiden Basare, den großen Basar und den ägyptischen, besuchen konnten. Dass sie letztendlich das Handeln doch schnell gelernt hatten, davon zeugte die Vielzahl von Tüten, die noch auf dem Heimflug verstaut werden mussten.

Ja die Heimreise. Am Mittwoch, den 8.5.2013 war es soweit und nach einem letzten gemeinsamen Imbiss und dem Überreichen der Teilnahmezertifikate in der Schule hieß es Abschied nehmen. Genauso herzlich wie bei der Ankunft, aber diesmal auch traurig anlässlich des Abschieds, umarmten sich alle türkischen und deutschen Jugendlichen. Es floss die eine oder andere Träne nach der so intensiv zusammen verbrachten Zeit und den gemeinsamen Aktivitäten und alle waren sich einig, wie bereichernd und außergewöhnlich schön dieser Austausch insgesamt war.

Auf Wiedersehen in Marburg oder in Istanbul!

 

Unser Dank gilt den türkischen Schülern und ihren Familien für die wunderbare Gastfreundschaft, Frau Laßmann und den Lehrerinnen der französischen Schule für die gute Organisation und die herzliche Betreuung und den beiden Schulleitern, Herrn Gentric und Herrn Goecke, dafür, dass sie diesen besonderen Austausch und die einmaligen Erlebnisse ermöglicht haben und weiter ermöglichen.

 

I.Vestweber

 

 

 

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