Interview von Sabeth Seibert (8c) mit OB Thomas Spies vom 10.07.2024
Sabeth Seibert: In welchem Jahr haben Sie das Abitur abgeschlossen, beziehungsweise von wann bis wann waren Sie auf der MLS?
Thomas Spies: Ich war auf der MLS von 1972 bis 1976 und von 1977 bis 1981. 1981 habe ich auch dort Abitur gemacht.
Sabeth Seibert: Wie haben Sie die Zeit an der MLS in Erinnerung und wie war es so an der MLS?
Thomas Spies: Naja, da war Schule schon noch ein bisschen anders als heute. In der achten Klasse waren wir 40 in einer Klasse. Das gibt es heute nicht mehr. Schule war manchmal schön, manchmal verrückt, manchmal langweilig, manchmal nervig, wie Schule halt so ist. Aber eigentlich bin ich jemand, der gerne in die Schule geht. Deshalb bin ich gut zurechtgekommen und gerne in die Schule gegangen, auch wenn man das damals niemals zugegeben hätte. Am Ende war ich ein bisschen enttäuscht, weil ich es mir so ein bisschen offener vorgestellt hatte, dass man mehr miteinander lernt, gerade in der Oberstufe, aber das war vielleicht auch einfach noch nicht die Zeit dafür.
Sabeth Seibert: Hatten Sie denn ein Lieblingsfach?
Thomas Spies: Oh ja, Mathematik und später auch noch Gemeinschaftskunde – das gibt es heute nicht mehr, das ist ein Vorläufer von PoWi. Englisch habe ich auch gerne gemacht, das liegt daran, dass ich in dem Jahr in der Lücke [1976-1977] in Amerika war. Da war Englisch dann einfach unheimlich leicht.
Sabeth Seibert: Hatten Sie gute Noten oder eher nicht so?
Thomas Spies: Naja, so durchwachsen. Es war eine Frage meines Grades an Faulheit. Also ich fand Schule nicht besonders unangenehm schwer. In der achten Klasse hatte ich in Latein immer abwechselnd mal eine 2, mal eine 4. Nach der 4 gab es Ärger und ich musste mir mehr Mühe geben, dann bekam ich eine 2 und dachte, das ist ja wieder ok, und habe mich bequem zu-rückgelehnt. Und prompt war es beim nächsten Mal wieder die 4. Ich hatte auch ordentliche Noten oder gute Noten, aber nie so supergut. Ich bin nicht zum Streber geeignet, ich fand das interessant, was in der Schule, passierte und ich glaube, dann hat man akzeptable Noten.
Sabeth Seibert: Wollten Sie denn schon immer in der Politik arbeiten oder war das eigentlich gar nicht Ihr Plan?
Thomas Spies: Ich glaube, das erste Mal draufgekommen, als Beruf später mal Politik zu machen, bin ich irgendwo zwischen 13 und 15, würde ich sagen. Ich habe Politik immer so verstanden, dass man Verantwortung für das Ganze übernimmt. Und da hatte ich Lust drauf. In der Oberstufe war ich aktiv in der SV, das ist ja auch etwas, wo man Verantwortung übernimmt.
Sabeth Seibert: Hat die MLS oder haben Menschen dort zu Ihrer Berufswahl beigetragen?
Thomas Spies: Jein – ich habe an der Schule viele Erfahrungen gemacht, die mich darin bestärkt haben. Aber das hatte nicht so viel mit dem Unterricht zu tun. Eher mit der Schülervertretung, ich war eine ganze Zeit lang Oberstufensprecher. Und zu der Zeit gab es eine Schülerzeitung, die wir selbst gemacht haben. Da habe ich viel Zeit und Energie reingesteckt. Das hat, glaube ich, meine Beschäftigung mit politischen Fragen im weitesten Sinne schon mitgeprägt.
Sabeth Seibert: Haben Sie denn in Ihrem heutigen Amt noch viel mit der Schule zu tun, mit der MLS insbesondere, oder eher nicht?
Thomas Spies: Ich habe mit der MLS immer mal wieder zu tun, aber nicht so direkt, ich bin ja nicht zuständig für Schule. Ich finde Bildungspolitik zwar total spannend, aber man kann nicht alles selber machen. Insofern habe ich erstmal unmittelbar nicht so viel damit zu tun. Aber als Oberbürgermeister ist man irgendwie auch für alles zuständig.
Sabeth Seibert: Wie sehen Sie die MLS denn heute, aus Ihrer persönlichen Sicht?
Thomas Spies: Das Gebäude sieht von außen jedenfalls noch genauso aus wie damals. Als ich in der 12. Klasse war, da sind mal 2 Quadratmeter Putz von der ehemaligen Turnhalle, das ist jetzt die Kulturhalle, über der Tür vom Giebel abgefallen und runtergeflogen. Die Schule sah schon runtergekommener aus, als sie heute ist. Das ist mir die letzten Male, als ich an der MLS war, schon aufgefallen. Es gab früher keine Cafeteria, der Schulhof bestand aus einer großen Asphaltfläche und das war es. Es gab auch nicht die zusätzlichen Räume im Erwin-Piscator-Haus. Also das ist alles schon ziemlich anders, das sieht man so auf den ersten Blick. Und die aktuellen Lehrer*innen, die ich kennengelernt habe, haben auf mich einen ziemlich engagierten Eindruck gemacht. Das war, als ich noch zur Schule ging, würde ich jetzt rückblickend sagen, nicht immer der Fall. Natürlich ist das schwierig zu vergleichen, weil man 50 Jahre später ganz anders darauf schaut. Insgesamt scheint mir die Schule nicht so furchtbar anders zu sein als damals.
Sabeth Seibert: Dann danke ich Ihnen für Ihre Zeit und ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.
Thomas Spies: Gerne, ebenso.