Mietek – Mieczylaw Grochowski – „Wie ich das KZ überlebte“

„Wir dürfen nicht hassen.“ Das habe seine Mutter ihm und seinen Geschwistern gesagt, nachdem sie das KZ überlebt hatten, so Mietek Grochoswki. Am 29. Januar erzählte er 150 Schülerinnen und Schülern unserer Schule, wie seine Mutter ihn versteckte, als er im KZ als fünfjähriger kleiner Junge krank wurde. Die Krankenstation des KZ habe für viele Kinder den sicheren Tod bedeutet. Ein Capo, einer der Aufseher, die sonst brutal und erbarmungslos waren, habe so getan, als sähe er das versteckte kranke Kind nicht. So hat Mietek Grochowski das KZ überlebt. Trotzdem fühle er keinen Hass auf die Deutschen. „Schau in die Zukunft!“ habe ihm seine Mutter gesagt.

„Was war, können wir nicht mehr ändern, aber es darf nie wieder geschehen. Es gibt kein christliches, kein muslimisches, kein jüdisches Blut, es gibt nur menschliches Blut. Wir sind alle gleich. Wir kommen auf die gleiche Art und Weise zur Welt, also respektiere die Menschen.“
Mit diesen Worten von Margot Friedländer eröffnete Frau Biedebach die Veranstaltung zum Holocaustgedenken anlässlich der Befreiung des KZ Auschwitz in der Aula der Martin-Luther-Schule und drückte ihre Dankbarkeit gegenüber dem Zeitzeugen und Holocaustüberlebenden Mietek Grochowski aus, der die Schülerinnen und Schüler mit seiner Lebensgeschichte tief berührte. „Wir dürfen nicht vergessen, damit ein solches Grauen nie wieder geschieht.“, so Frau Biedebach.

Auch Neithard Dahlen (Auschwitz Komitee Deutschland) betonte dies in seiner Einführung in den Bericht des Zeitzeugen und warnte davor, die Opfer und ihr Leid zu vergessen.
Dann trat Mietek Grochowski ans Mikrofon und erzählte von seiner Kindheit in Polen und der Verhaftung seiner Familie Mitte 1943, weil sein Vater sich weigerte, die Familie in eine „Volksliste“ einzutragen. Damit hätte die Familie ihre polnische Identität aufgegeben und wäre „germanisiert“ worden.
Mietek Grochowski kam als Vierjähriger in das Internierungs- und Arbeitslager Potulitz (Außenlager des KZ Stutthof) und musste dort 14 Monate bleiben. Den gebannt Zuhörenden schilderte er die Schrecken, die er dort erlebte, die Kälte und den Hunger und die Grausamkeiten der Aufseher. Besonders bewegend war für alle Teilnehmenden der Moment, als er vom Tod seines Vaters und dem Fund des Grabes nach über 40 Jahren erzählte.
Mietek Grochowski überlebte das Lager, ebenso wie seine Mutter und seine Geschwister. „Wir dürfen nicht hassen.“, so die Mutter, er und seine Geschwister sollten nach vorne schauen. Und das tat er. Er machte eine Ausbildung und entdeckte die Trompete als „sein“ Instrument. Während seiner Militärzeit wurde er als Trompeter in das Marineorchester aufgenommen und spielt auch heute noch, auch im Gedenken an seinen Vater.
Mietek Grochowski spielte auch für uns die Melodien: „Die Tränen von Potulitz“ und „Das Auschwitzlied“ mit der Bitte, an ihn und die Verbrechen in den Konzentrationslagern zu denken und Verantwortung zu übernehmen, die Lehren aus der Geschichte zu bewahren und für eine Welt einzutreten, in der Frieden und Menschlichkeit an erster Stelle stehen.
„Wir dürfen nicht vergessen, damit so etwas nicht noch einmal passiert!“
Nach dem bewegenden Vortrag nutzten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Mietek Grochowski Fragen zu stellen und noch näher mit ihm ins Gespräch zu kommen.
Auf die Frage einer Schülerin, ob er jüdischer Herkunft sei, erklärte Mietek Grochowski, dass die Angehörigen seiner Familie als katholische Polen verfolgt wurden. Die ersten KZ-Häftlinge seien deutsche Nazi-Gegner gewesen. In Ausschwitz seien Menschen aus 29 Nationen interniert, gefoltert und getötet worden.
Auf eine Frage nach den aktuellen politischen Ereignissen in Deutschland antwortete Mietek Grochowski, er glaube, vielen Menschen in Deutschland gehe es zu gut. Er sei in vielen Ländern gewesen und in keinem Land sei die Situation so gut wie in Deutschland.
Die Erzählungen Mietek Grochowskis berührte die Anwesenden tief, viele gingen am Ende der Veranstaltung noch persönlich zu ihm und bedankten sich für sein Kommen.

Ein großes Dankeschön geht an die AG Schule mit Courage unter der Leitung von Herrn Erdmann, die die Veranstaltung organisiert hat!
(N. Pfeiffer, A. Erdmann)

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