AG Gedenken – ein Baustein des Ganztagsangebots der MLS

Gegen das Vergessen
Im November des vergangenen Jahres wurde an der MLS die AG Gedenken ins Leben gerufen. Durch die Idee der Aktion „€Stolperstein“€・der Geschichtswerkstatt Marburg inspiriert, will die Arbeitsgemeinschaft versuchen, besonders die Schülerinnen und Schüler der MLS an die nationalsozialistische Vergangenheit in Deutschland zu erinnern. Dabei geht es vor allem um das Geschehene an der eigenen Schule. Im Geschichtsunterricht oder Museen erscheint die Vergangenheit immer etwas unnahbar. Ziel unserer AG ist es aber, die Schulgemeinde darauf aufmerksam zu machen, dass auch 27 ehemalige jüdische Schüler unserer Schule im Nationalsozialismus ermordet worden sind. Unter der Leitung von Herrn Erdmann arbeiten etwa 6 AG-Mitglieder, die allesamt der kommenden Q3 angehören, daran, dass das Geschehene auch im Schulalltag nicht gänzlich in Vergessenheit gerät. Unterstützung erhalten sie dabei auch von der Geschichtswerkstatt Marburg in Person von Frau Stroop, die sehr engagiert teilnimmt. Bei den regelmäßig stattfindenden Treffen arbeitet die Arbeitsgemeinschaft an der Erstellung von Biografien einzelner Opfer des Nationalsozialismus, die Schüler unserer Schule waren. Wesentlicher Bestandteil der AG-Arbeit ist neben vielen organisatorischen Aspekten die Recherchearbeit. Wir recherchieren über das Leben und die Ermordung ehemaliger Schüler in der Nazizeit.

Neben verschiedenen Internetportalen dient auch die Geschichtswerkstatt als Informationsquelle. Dennoch ist es grundsätzlich schwierig, Informationen nach über 70 Jahren zu erhalten.
In den letzten Monaten hat die AG mit sehr viel Einsatz und Engagement an einem Projekt gearbeitet, einen der wenigen noch verbliebenen Zeitzeugen aus dieser Zeit nach Marburg zu holen. Der Holocaustüberlebende Sally Perel hat dabei sogar eine ganz besondere Geschichte erlebt, die er in seiner verfilmten Autobiografie „Ich war Hitlerjunge Salomon“・niedergeschrieben hat. Perel überlebte den Nationalsozialismus unentdeckt bei der Wehrmacht, nachdem sich der Junge einer jüdischen Familie als nichtjüdischer Deutscher ausgegeben hatte. Nach dem Nationalsozialismus verließ Perel Deutschland und lebt momentan in Israel. In Zusammenarbeit mit der Landsynagoge Roth, der Geschichtswerkstatt Marburg, dem Gymnasium Philippinum, der Archivpädagogik des Staatsarchivs und einigen weiteren Unterstützern war eine Reise Perels nach Marburg geplant, um hier in mehreren Veranstaltungen von seiner Geschichte zu erzählen. Leider ist dieses Projekt zumindest verschoben, da Perel die für Juli diesen Jahres angesetzte Reise aufgrund einer Erkrankung seiner Frau absagen musste. Wir planen aber weitere Veranstaltungen mit Zeitzeugen.
Momentan widmet sich die Arbeitsgemeinschaft der Erstellung von Biografien mehrerer ermordeter Schüler, um diese dann während des diesjährigen Schuljubiläums auszustellen. Langfristig gesehen möchte die Arbeitsgemeinschaft möglichst viele Informationen über die 27 ermordeten Schüler sammeln und die Erinnerungen wachhalten. Da alle AG-Mitglieder in diesem Jahr das Abitur machen werden und somit im nächsten Sommer die Schule verlassen werden, sucht die AG Gedenken  Nachwuchs, damit auch in Zukunft die AG bestehen bleibt und das Geschehene nicht in Vergessenheit gerät. Wir freuen uns über alle Schülerinnen und Schüler, die bei uns vorbeischauen.

Kontakt: Arne Erdmann, erdmann@mls-marburg.de

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