Nachhaltigkeit wohnt nebenan!

Schüler*Innen aus zwei Geografie-Kursen des 11. Jahrgangs der Martin-Luther-Schule haben im Rahmen einer mehrwöchigen Projektarbeit recherchiert, um „Spuren“ wenig sichtbarer Initiativen, die sich Nachhaltigkeit und Klimaschutz zum Ziel genommen haben, aufzuarbeiten und in Form von selbstproduzierten Videos zu präsentieren.

Zehn Aufkleber an zehn Straßenlaternen in der Marburger Innenstadt verlinken mit einem QR-Code zu den Videos und bieten einen Einblick in das versteckte, aber so wichtige Wirken dieses vielfältigen Initiativen-Netzes!

Die Schüler*innen freuen sich, in Sachen Nachhaltigkeit aktiv werden zu können und durch dieses Projekt verdeutlichen zu können, dass sie dabei allemal nicht alleine sind.

Wir danken auch dem Fachbereich Klimaschutz der Stadt Marburg für die großzügige finanzielle Förderung!

Hier die Videos: 

Haus der Nachhaltigkeit Die Marburger Tafel zuckerfreilich
green office next bike Contigo
Freie Lasten KinMar Kleiderbügel

Verkürzt, aber intensiv – Probentage 2024

Bericht über die Probentage von SekII-Chor und Orchester in Wolfshausen:

Dieses Jahr um einen Tag verkürzt (wegen Wintereinbruch!) haben wir in Wolfshausen intensive Probeneinheiten zur Vorbereitung der Schulkonzerte genutzt.

Das Orchester konnte neben den Proben in der ganzen Besetzung durch Stimmproben an Details arbeiten und der Chor neue Stücke in Angriff nehmen. Auch ein gemeinsames Stück hat das gemeinsame Musikerleben möglich gemacht.

Mit der schon traditionellen „Werwolf-Runde“ nach der letzten Probeneinheit am Abend sind wir in den gemütlichen Teil übergegangen und am nächsten Tag nach dem Mittagessen wieder nach Hause gefahren.

B.Kühn / A.Schmid-Bode / G.Stein

2 Tage Probenfahrt kompakt:

Wegen des Wintereinbruchs Mitte Januar sind wir einen Tag später als ursprünglich geplant zu den Probenfahrten gestartet.

Die Konzertband und der Chor 5-10 sind nach Rodenroth gereist, und haben inmitten der schönen Winterlandschaft viel und erfolgreich geprobt. Zwischendurch war immer wieder Gelegenheit für abwechslungsreiche Freizeitaktivitäten – zum Beispiel Schlittenfahren, Fußballspielen, oder eine Runde UNO gegen Herrn Förster zu verlieren.

(…& S. Faulke & J. Schröder)

Die Ehemaligen der MLS: Interview mit Oberbürgermeister Thomas Spies

Interview von Sabeth Seibert (8c) mit OB Thomas Spies vom 10.07.2024

Sabeth Seibert: In welchem Jahr haben Sie das Abitur abgeschlossen, beziehungsweise von wann bis wann waren Sie auf der MLS?
Thomas Spies: Ich war auf der MLS von 1972 bis 1976 und von 1977 bis 1981. 1981 habe ich auch dort Abitur gemacht.
Sabeth Seibert: Wie haben Sie die Zeit an der MLS in Erinnerung und wie war es so an der MLS?
Thomas Spies: Naja, da war Schule schon noch ein bisschen anders als heute. In der achten Klasse waren wir 40 in einer Klasse. Das gibt es heute nicht mehr. Schule war manchmal schön, manchmal verrückt, manchmal langweilig, manchmal nervig, wie Schule halt so ist. Aber eigentlich bin ich jemand, der gerne in die Schule geht. Deshalb bin ich gut zurechtgekommen und gerne in die Schule gegangen, auch wenn man das damals niemals zugegeben hätte. Am Ende war ich ein bisschen enttäuscht, weil ich es mir so ein bisschen offener vorgestellt hatte, dass man mehr miteinander lernt, gerade in der Oberstufe, aber das war vielleicht auch einfach noch nicht die Zeit dafür.
Sabeth Seibert: Hatten Sie denn ein Lieblingsfach?
Thomas Spies: Oh ja, Mathematik und später auch noch Gemeinschaftskunde – das gibt es heute nicht mehr, das ist ein Vorläufer von PoWi. Englisch habe ich auch gerne gemacht, das liegt daran, dass ich in dem Jahr in der Lücke [1976-1977] in Amerika war. Da war Englisch dann einfach unheimlich leicht.
Sabeth Seibert: Hatten Sie gute Noten oder eher nicht so?
Thomas Spies: Naja, so durchwachsen. Es war eine Frage meines Grades an Faulheit. Also ich fand Schule nicht besonders unangenehm schwer. In der achten Klasse hatte ich in Latein immer abwechselnd mal eine 2, mal eine 4. Nach der 4 gab es Ärger und ich musste mir mehr Mühe geben, dann bekam ich eine 2 und dachte, das ist ja wieder ok, und habe mich bequem zu-rückgelehnt. Und prompt war es beim nächsten Mal wieder die 4. Ich hatte auch ordentliche Noten oder gute Noten, aber nie so supergut. Ich bin nicht zum Streber geeignet, ich fand das interessant, was in der Schule, passierte und ich glaube, dann hat man akzeptable Noten.
Sabeth Seibert: Wollten Sie denn schon immer in der Politik arbeiten oder war das eigentlich gar nicht Ihr Plan?
Thomas Spies: Ich glaube, das erste Mal draufgekommen, als Beruf später mal Politik zu machen, bin ich irgendwo zwischen 13 und 15, würde ich sagen. Ich habe Politik immer so verstanden, dass man Verantwortung für das Ganze übernimmt. Und da hatte ich Lust drauf. In der Oberstufe war ich aktiv in der SV, das ist ja auch etwas, wo man Verantwortung übernimmt.
Sabeth Seibert: Hat die MLS oder haben Menschen dort zu Ihrer Berufswahl beigetragen?
Thomas Spies: Jein – ich habe an der Schule viele Erfahrungen gemacht, die mich darin bestärkt haben. Aber das hatte nicht so viel mit dem Unterricht zu tun. Eher mit der Schülervertretung, ich war eine ganze Zeit lang Oberstufensprecher. Und zu der Zeit gab es eine Schülerzeitung, die wir selbst gemacht haben. Da habe ich viel Zeit und Energie reingesteckt. Das hat, glaube ich, meine Beschäftigung mit politischen Fragen im weitesten Sinne schon mitgeprägt.
Sabeth Seibert: Haben Sie denn in Ihrem heutigen Amt noch viel mit der Schule zu tun, mit der MLS insbesondere, oder eher nicht?
Thomas Spies: Ich habe mit der MLS immer mal wieder zu tun, aber nicht so direkt, ich bin ja nicht zuständig für Schule. Ich finde Bildungspolitik zwar total spannend, aber man kann nicht alles selber machen. Insofern habe ich erstmal unmittelbar nicht so viel damit zu tun. Aber als Oberbürgermeister ist man irgendwie auch für alles zuständig.
Sabeth Seibert: Wie sehen Sie die MLS denn heute, aus Ihrer persönlichen Sicht?
Thomas Spies: Das Gebäude sieht von außen jedenfalls noch genauso aus wie damals. Als ich in der 12. Klasse war, da sind mal 2 Quadratmeter Putz von der ehemaligen Turnhalle, das ist jetzt die Kulturhalle, über der Tür vom Giebel abgefallen und runtergeflogen. Die Schule sah schon runtergekommener aus, als sie heute ist. Das ist mir die letzten Male, als ich an der MLS war, schon aufgefallen. Es gab früher keine Cafeteria, der Schulhof bestand aus einer großen Asphaltfläche und das war es. Es gab auch nicht die zusätzlichen Räume im Erwin-Piscator-Haus. Also das ist alles schon ziemlich anders, das sieht man so auf den ersten Blick. Und die aktuellen Lehrer*innen, die ich kennengelernt habe, haben auf mich einen ziemlich engagierten Eindruck gemacht. Das war, als ich noch zur Schule ging, würde ich jetzt rückblickend sagen, nicht immer der Fall. Natürlich ist das schwierig zu vergleichen, weil man 50 Jahre später ganz anders darauf schaut. Insgesamt scheint mir die Schule nicht so furchtbar anders zu sein als damals.
Sabeth Seibert: Dann danke ich Ihnen für Ihre Zeit und ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.
Thomas Spies: Gerne, ebenso.

Die Ehemaligen der MLS: Interview mit der Schauspielerin Sanam Afrashteh

Interview von Kira Köhler (8c) mit Sanam Afrashteh vom 12.07.2024

Kira Köhler: Wie lange bzw. von wann bis wann waren Sie an der MLS?
Sanam Afrashteh: Ich bin 1983 in die Grundschule eingeschult worden und 1987 in die fünfte Klasse an der MLS gekommen.
Kira Köhler: Und wann haben Sie dann hier Ihren Abschluss gemacht?
Sanam Afrashteh: 1996, Abi ´96 waren wir.
Kira Köhler: Sind Ihnen denn Lehrer besonders in Erinnerung geblieben?
Sanam Afrashteh: Mir sind einige Lehrer in Erinnerung geblieben, mein erster Klassenlehrer war Herr Zuppelli. Dann hatte ich später einen Englischlehrer, den ich sehr mochte, das war Herr Plucinski, der sehr kreativen Englischunterricht gemacht hat, wo ich dann auch mal Theatermonologe spielen durfte. Und mit Frau Marckowetz waren wir damals in Paris auf Studienfahrt. Und schließlich gab es Herrn Tichy. Den hatte ich nicht als Lehrer in einem Unterrichtsfach, aber er hat damals die Theater-AG geleitet, in der ich mit 16 angefangen habe, Theater zu spielen. Deshalb erinnere ich mich an ihn natürlich auch noch sehr gut.
Kira Köhler: Das kann ich mir vorstellen. Was war denn ihr schönstes Erlebnis in der Schulzeit?
Sanam Afrashteh: Ich glaube, ein sehr schönes Erlebnis war tatsächlich diese Theateraufführung, die wir mit der Theater-AG gemacht haben. Das war das erste Mal, dass ich überhaupt mit der Theatergruppe auf der Bühne stand. Ich war 16 und erinnere mich noch an den Tag der Vorstellung und das war wirklich schön. Und ich mochte diesen „magical report“ sehr, so hat Herr Plucinski immer diese Art von Referaten genannt, in denen man eigentlich machen durfte, was man will. Bei ihm durfte ich einen Theatermonolog spielen, auf Englisch natürlich, das war echt schön. Und mein Abi war richtig toll, mit Abi meine ich aber nicht die Prüfungen, ich meine alles danach, die Abifeiern, die Partys, den Abschlussball. Daran erinnere ich mich noch wirklich gut.
Kira Köhler: Das kann ich mir wirklich gut vorstellen. Wie fanden Sie die MLS grundsätzlich?
Sanam Afrashteh: Ich hatte ja keinen Vergleich, aber ich kam eigentlich sehr gut klar in der Schule: Ich hatte immer das Gefühl, dass meine Eltern das für mich richtig entschieden hatten, nach der vierten Klasse. Ich hatte damals ja gar keine Ahnung, was es für Möglichkeiten gibt nach der Vierten, aber aus meiner damaligen Grundschule sind die meisten auf die MLS gegangen und dann haben meine Eltern mich eben auch dahin geschickt, auch damit ich mit meinen Freunden zusammenbleibe. Und ich bin eigentlich mehr oder weniger gut durch die Jahre gekommen. Ich hatte auf jeden Fall Schwachpunkte, ich war z.B. sehr schlecht in Chemie und sehr schlecht in Physik und auch nicht sehr toll in Mathe. Da habe ich schon auch gekämpft, aber ich hatte auch echt viel Freude an der Schule. Ich bin in die SV gegangen in der 10. Klasse und ich war stellvertretende Mittelstufen-Sprecherin, soweit ich mich erinnere. Mir hat die Schule im Großen und Ganzen echt Spaß gemacht.
Kira Köhler: Das freut mich. Wie waren sie in der Schule?
Sanam Afrashteh: Meinst du mit meinen Leistungen oder als Mensch?
Kira Köhler: Wenn Sie die Noten verraten wollen, dann gerne die Noten, aber auch gerne, wie Sie Ihrem Gefühl nach in der Schule so ankamen.
Sanam Afrashteh: Ich fange mal mit den Schulnoten an. Ich bin bis zur Mittelstufe relativ gut, mit guten oder sehr guten Noten, durchgekommen und habe auch immer gedacht, das geht ja eigentlich alles. Sport war immer nicht so toll, Sport war immer eine 3, bis wir endlich in der 12 Jazztanz wählen durften und dann habe ich endlich mal eine gute Sportnote bekommen. Mathe wurde dann schwieriger und in Physik und Chemie hatte ich eine Zeitlang immer eine 4 und als das Punktesystem in der Oberstufe kam, habe ich echt gekämpft, um auf die 5 Punkte zu kommen. Physik und Chemie waren immer die Fächer waren, die mich wirklich manchmal ein bisschen in die Bredouille gebracht haben, so dass ich dachte: ‚Oh Gott, ich muss irgendwie kämpfen, dass die mein Zeugnis nicht total nach unten ziehen‘. Aber beim Abi konnte ich dann alles abwählen, worin ich nicht so gut war, und mit Englisch LK und Französisch LK hab ich’s dann doch irgendwie auf ein ganz gutes Abi geschafft und am Ende war ich happy mit meinem Abi-Durchschnitt.
Und wie ich so als Mensch durchgekommen bin? Das kennt ja wahrscheinlich jeder, wie das so ist. Ich weiß gar nicht, wie alt du bist – du bist in der 8. Klasse, oder?
Kira Köhler: Ja, ich bin 14.
Sanam Afrashteh: Naja, dann bist du ja mittendrin – dann weißt du ja, wie das ist. Die Schulzeit ist eine wahnsinnige Achterbahn-Fahrt. Im Menschwerden, denn man kommt von der Grundschule auf dieses Gymnasium, ist irgendwie ganz klein und dann entwickelt man sich in diesen Schuljahren immer mehr, dann wird man ein Teenager und beginnt zu merken, wie das so ist in der Welt, und sich erste Meinungen zu bilden und erste tiefe Freundschaften zu haben. Dann gehen aber auch, und das bleibt ja niemandem so richtig erspart, so Cliquen-Bildungen los und ein bisschen Mobbing und ich habe, glaube ich, so von allem ein bisschen etwas miterlebt und ich habe auch ganz schön zu kämpfen gehabt damit, aber ich glaube, das hat jeder. Ich denke, das gehört zu diesem Prozess der Pubertät und des Erwachsenwerdens, dass du für dich herausfindest, wer du eigentlich bist und wer du sein willst und wer die Menschen um dich herum sind, wer deine Freunde sind und wer nicht dein Freund ist. Das waren turbulente Jahre, wirklich turbulent, mit ganz vielen tollen Sachen, die ich erlebt habe, aber ich erinnere mich auch an wirklich schwierige Zeiten, wo ich mich einsam gefühlt habe, ausgeschlossen, unsicher. Und ich glaube, das macht jeder durch und um vielleicht ein bisschen Mut zu machen: am Ende wird es meistens alles gut.
Kira Köhler: Jetzt hatten Sie viel über Physik, Chemie und Sport gesprochen, aber was war denn Ihr Lieblingsfach?
Sanam Afrashteh: Mein Lieblingsfach war immer Englisch und manchmal auch Kunst. Da war ich jetzt nicht so supergut, ich war jetzt keine Einser-Schülerin in Kunst, aber ich mochte Kunst irgendwie und ich mochte da immer die Auseinandersetzung mit den Themen und der Arbeit von Künstlern und selbst kreativ zu sein. Das mochte ich voll, aber noch lieber mochte ich eigentlich immer Englisch. Und Deutsch und Französisch waren auch ok. Ich bin immer schon sehr sprachenorientiert gewesen, und da mir es nicht so schwerfiel, Sprachen zu lernen, mochte ich diese Fächer und konnte dort natürlich auch relativ faul sein, weil ich nicht so viel lernen musste.
Kira Köhler: Hat Sie die Schule für Ihre weitere Laufbahn geprägt?
Sanam Afrashteh: Ja, ich glaube, die Schule hat mich tatsächlich deshalb sehr geprägt, weil ich dort mit 16 in diese Theater-AG gegangen bin. Ich erinnere mich daran, das war Anfang des Schuljahres und es wurden die neuen AGs ausgehangen – das ist heute sicher alles anders, vermutlich online – aber früher hing dann immer so ein Zettel aus, wo man eintragen musste, in welche AG man gehen möchte. Ich erinnere mich, dass jemand sagte, es gibt diese Theater-AG von Herrn Tichy und das Komische war: Ich hatte nie überlegt, Schauspielerin zu werden, und in dem Moment, wo jemand gesagt hat, es gibt eine Theater-AG, dachte ich: ‚Super, ich will ja auch Schauspielerin werden.‘ Aber wo dieser Wunsch plötzlich herkam, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Auf einmal dachte ich: ‚Ja, das will ich ja machen!‘ Und dann bin ich in diese Theater-AG gegangen, wir haben ein Stück von Bertolt Brecht aufgeführt, „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ hieß das, und das war mein erstes Theaterstück. Und dort war dann diese eine Probe, für den Monolog, den ich gespielt habe – ich glaube, die Rolle hieß „Die jüdische Frau“. Es ist zwar schon über 30 Jahre her – aber ich weiß noch, dass mitten in der Probe Herr Tichy zu mir plötzlich sagte: „Also, wenn du keine Schauspielerin wirst, dann weiß ich’s auch nicht.“ Das habe ich wirklich nie vergessen, weil mir das total viel Mut gemacht hat, danach diese Herausforderungen anzugehen, die der Beruf natürlich mit sich bringt. Vor allem vor dem Beruf muss man ja erstmal auf eine Schauspiel-Schule kommen, das war nicht so leicht für mich, ich bin oft abgelehnt worden, und dieser Satz von Herrn Tichy, der hat mich wirklich begleitet und deshalb würde ich natürlich sagen, dass die MLS durch die Theater-AG ganz viel mit meiner weiteren beruflichen Entwicklung zu tun hatte.
Kira Köhler: Jetzt eine Frage zum Schauspielern: Was war die beste Serie, bei der Sie mitgespielt haben? Was hat Ihnen am besten gefallen?
Sanam Afrashteh: Ich hatte ja das Glück, dass ich ganz verschiedene Sachen spielen durfte, und es fällt mir oft schwer, zu sagen, was das Schönste war oder ist. Also ich könnte sagen, dass „Löwenzahn“ mit der Rolle von Yasemin ein totales Herzstück für mich ist, denn das war überhaupt meine erste Rolle im Fernsehen und dann gleich in der Serie, mit der ich ja selbst als Kind groß geworden war. Das heißt, ich kannte Löwenzahn mit Peter Lustig und war total gerührt und aufgeregt und alles, als ich da zum Casting eingeladen wurde. Und als ich dann nach einigem Hin und Her – es lief nicht so glatt – genommen wurde, war das für mich auf vielen Ebenen einfach ein Riesengeschenk, und deshalb liegt mir Yasemin sehr am Herzen. Ich mag aber auch diesen Kinofilm, bei dem ich 2010 mitmachen durfte, „Kaddisch für einen Freund“ heißt der, und es ist ein bisschen so ein modernes Märchen, das in Berlin spielt und, wie ich finde, sehr aktuell ist für unsere Zeit heute. Obwohl die Dreharbeiten schon 14 Jahre her sind, ist die Geschichte zeitlos und es geht eigentlich um die Überwindung von Differenzen und Gräben, die sich zwischen Menschen auftun können. Und es geht eigentlich um eine ganz besondere Freundschaft zwischen einem palästinensischen Jungen und einem älteren, jüdischen Russen. Und die Freundschaft, die zwischen den beiden entsteht, die ist sehr schön erzählt. Ich durfte dabei Mouna spielen, die Mutter des palästinensischen Jungen. Das war auch eine wunderschöne Rolle. Und dann spiele ich natürlich jetzt bei den „Jungen Ärzten“ die Leyla Sherbaz und da ich die wiederum nun schon 10 Jahre spiele, mag ich die natürlich auch. Es ist schwer für mich, mich festzulegen, aber die drei sind so ein bisschen meine Herz-Rollen.
Kira Köhler: Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben.
Sanam Afrashteh: Sehr gerne.

Die Ehemaligen der MLS: Interview mit dem ehemaligen Kanzleramtsminister Friedrich Bohl

Interview von Lias Schwab (8c) mit dem ehemaligen Kanzleramtsminister und MLS-Schüler Friedrich Bohl (CDU) vom 10.07.2024.

Lias Schwab: Guten Tag Herr Bohl, meine erste Frage lautet: Wie fanden Sie es denn an der MLS?
Friedrich Bohl: Eigentlich sehr gut. Ich bin von 1955 bis 1964 auf die Martin-Luther-Schule gegangen und war ein so genannter Fahrschüler, weil meine Eltern in Kirchhain wohnten und Kirchhain zu der Zeit noch kein Gymnasium oder eine Gesamtschule hatte. So musste ich mit fünf weiteren Kameraden – es war ja damals eine reine Jungenschule – jeden Tag nach Marburg fahren und allein die Fahrt hin und zurück war schon immer ein Erlebnis. Der Fußmarsch vom Hauptbahnhof über den Krummbogen in die Savignystraße war immer erlebnisreich und die Schule selbst auch. Ich habe mich sehr wohlgefühlt und wollte eigentlich keinen Tag missen.
Lias Schwab: Was war denn Ihr Lieblingsfach?
Friedrich Bohl: Lieblingsfach war Geschichte, und zwar bei Dr. Krause. Dr. Krause war auch Deutschlehrer und machte zudem Gesellschaftslehre, diese drei Fächer hatte er bei uns in der Oberstufe jedenfalls – der hat mich sehr geprägt und auch das Interesse an Geschichte und historischen Zusammenhängen geweckt und das hat mich sehr interessiert und hat mit Abstand bei mir an der Spitze gestanden. Ich bin noch heute geschichtlich sehr interessiert und lese viele Biografien und sonstige historische Bücher. Dr. Krause war übrigens der Vater der späteren Marburger Universitätspräsidentin, Prof. Katharina Krause.
Lias Schwab: Hat Sie an der MLS etwas für Ihre spätere Laufbahn geprägt oder inspiriert?
Friedrich Bohl: Ja, das würde ich schon sagen. Insbesondere natürlich Geschichte und Sozialkunde, oder wie das damals hieß, so genau weiß ich nicht mehr. Wir hatten in der Klasse auch sehr diskutierfreudiges und engagiertes Publikum, also Kollegen oder Schulkameraden. Ich war, sagen wir mal, mehr in Richtung CDU, also konservativ, orientiert, ein Kollege, mit dem ich heute noch freundschaftlich verbunden bin, war sehr liberal orientiert und zwei waren der SPD zugeneigt oder SPD-affin. Der eine war Thomas Naumann, der Jüngste bei uns in der Klasse, der später stellvertretender Landrat hier in Marburg Biedenkopf war, und der andere war Jochen Wölk, der später Oberstaatsanwalt hier in Marburg war. Es waren immer sehr anregende Diskussion mit sehr viel Respekt und gegenseitiger Wertschätzung. Wir hatten immer ein gutes Zusammengehörigkeitsgefühl in der Klasse gehabt und haben bis heute eine enge Freundschaft. Im März diesen Jahres haben wir unser 60 jähriges Abiturjubiläum gefeiert und die MLS einmal mehr gemeinsam besichtigt. Das alles war für mich sicherlich ein starkes Motiv, parteipolitisch aktiv zu werden. Ich bin 1963 Mitglied der Jungen Union geworden, wurde Vorsitzender der Jungen Union in Kirchhain und bin dann im Herbst 1963 in die CDU eingetreten und in beiden Organisationen wäre ich noch heute, wenn ich könnte, aber aus der Jungen Union musste man ja mit 35 austreten. In der CDU bin ich noch heute.
Lias Schwab: Wie war es denn, mit dem Bundeskanzler zu arbeiten?
Friedrich Bohl: Ich kann natürlich jetzt nur von Helmut Kohl berichten, weil ich nur mit dem so eng zusammengearbeitet habe. Ich habe zwar alle Kanzler kennengelernt, aber natürlich Helmut Kohl am intensivsten. Und Helmut Kohl war ein sehr belesener Mann, war gar nicht, wie man das so allgemein denkt, einer, der mehr mit dem Bauch, mit dem Gefühl Politik gemacht hat. Er war früher Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz und Oppositionsführer und hatte schon eine lange politische Karriere hinter sich. Man fällt ja nicht vom Himmel herab und ist auf einmal Bundeskanzler. Man lernt in der Politik, aber auch im Leben vorher sehr viel, und Helmut Kohl war ein sehr abwägender Mann und die Zustimmung, die er gerade bei der Wiedervereinigung von den westlichen Regierungen erhalten hatte, oder auch das Vertrauen, das er mit Gorbatschow aufgebaut hat, das spricht ja für seine Kenntnisse, seine Fähigkeiten und sein Geschick und das hat er natürlich auch im sonstigen politischen Alltag gehabt. Ich konnte mich jedenfalls auf ihn immer verlassen und er war auch immer für einen Rat oder einen Hinweis dankbar. Natürlich ist er kein Mann gewesen, der seine Meinung oder sein Fähnchen im Wind hat wehen lassen. Er hatte immer schon eine feste Überzeugung und wenn man ihn davon abbringen wollte – und das musste man ja manchmal – dann war das auch Schwerstarbeit, ihn zu überzeugen. Aber er ließ sich auch umstimmen und überzeugen. Und ich bin ja 7 Jahre Kanzleramtsminister gewesen und in den 7 Jahren habe ich viel erlebt und habe eigentlich den größten Respekt vor Helmut Kohl.
Lias Schwab: Was machen Sie denn heute noch in der Politik und wie engagieren Sie sich?
Friedrich Bohl: Naja, heute ich bin 79 Jahre alt, nächstes Jahr werde ich 80 und da ist es einfach richtig, dass die nächste Generation das Zepter in die Hand nimmt und vielleicht nochmal auf den Rat meiner Generation hört, aber nur wenn sie will. Ich bin noch Ehrenvorsitzender der CDU Marburg-Biedenkopf, Träger der Alfred-Dregger-Medaille in Gold, bin noch in der Konrad Adenauer Stiftung, stellvertretender Vorsitzender im Ehrenrat – also ich bin noch ein bisschen in der Politik, aber ich stehe nicht mehr an vorderster Front und das will ich auch gar nicht mehr, denn jetzt ist eine andere Generation dran. Ich finde, wenn man über 70 ist, ist man im Rentenalter und das sollte dann auch für die Politik gelten.
Lias Schwab: Ich danke Ihnen vielmals für das Interview.
Friedrich Bohl: Gerne